, Umwelt - Luana Olbrecht

Pfahlbauten und wieso das eigentlich der falsche Name ist

Beim Gedanken an ein Pfahlbauerdorf denkst du wahrscheinlich an Holzhäuser, die auf Stelzen über dem Wasser erbaut wurden. Das war auch die Theorie der Archäologen im 19. und anfangs 20. Jahrhundert. Doch das stimmt nicht ganz.

Beim Gedanken an ein Pfahlbauerdorf denkst du wahrscheinlich an Holzhäuser, die auf Stelzen über dem Wasser erbaut wurden. Das war auch die Theorie der Archäologen im 19. und anfangs 20. Jahrhundert. Doch das stimmt nicht ganz. In den 1980er Jahren fand man heraus, dass die Dörfer nicht immer über dem Wasser stehen. Auf der unteren Abbildung erkennt man, dass je nach Wasserspiegel die Häuser teilweise über dem Wasser sind, teilweise aber auch über dem trockenen Boden. Deshalb werden diese Siedlungen Feuchtbodensiedlungen genannt.

Die Feuchtbodensiedlungen entstanden nach der Eiszeit als viele feuchte Gebiete und Seen entstanden. In der Schweiz sind über 500 Siedlungen belegt worden, wobei 50 davon zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Die Besiedlung fand statt in der Zeit von 5000 – 800 v. Chr. Die ersten Funde machte man in den 1850ern, da zu dieser Zeit viele Seen einen sehr niedrigen Wasserstand hatten. Beim Versuch Land zu gewinnen, wurden morsche Pfähle, Knochen, Keramik und Gegenstände aus Stein, Holz und Bronze gefunden. Weitere Entdeckungen gab es nach der Trockenlegung von Mooren nach dem 1. Weltkrieg. Die Besonderheit dieser Siedlungen liegt in ihrer Eignung für Perioden relativer Trockenheit. Während Phasen sinkender Seespiegel fielen die Terrassen in den Uferzonen trocken und boten sich für die Errichtung von Siedlungen an, wobei die Wasserversorgung in nächster Nähe dauerhaft garantiert war. Wenn der Wasserspiegel anstieg, waren die Häuser durch die Höhe der Stelzen vom Wasser und dessen Einflüssen geschützt. Die Überreste der Verlassenen Dörfer blieben aussergewöhnlich gut erhalten im Vergleich zu Siedlungen am Land. Dies liegt daran, dass wenn der Wasserspiegel anstieg und die Dörfer verlassen wurden, konnten die Überreste in Ablagerungen am Seegrund oder in Moorgebieten konserviert werden. So konnten Textilien, Flechtwaren und hölzerne Objekte überliefert werden. Trotzdem sind die kulturellen und religiösen Vorstellungen sowie die Begräbnisbräuche der Ufersiedlungen kaum dokumentiert, da die Gräber und Kulturstätten fast immer ausserhalb der Dörfer und ihres Umlands in hochwassersicheren Gebieten angelegt wurden.

 


Historisches Lexikon der Schweiz. (2019). https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007857/2019-04-03/